Parallel zur Arbeit der Historiker am Projekt „Dienst am Volk - Düsseldorfer Polizisten im Spannungsfeld der Umbrüche 1919 bis 1949“ hatten sich Polizeipräsident und Verein Gedanken darüber gemacht, wie das Ergebnis dieser Arbeit angemessen und ansprechend präsentiert werden könnte. Das war schwierig. Als einzig verfügbarer Raum dafür kam wegen der großen Enge im Gebäude nur der Grundsteinraum und der um ihn herum vorhandene Umgang im Souterrain in Betracht; andere Möglichkeiten gab es nicht.
Auf solch enger, nur ca. 250 qm großen Fläche dreißig Jahre höchst ereignisreicher, wechselvoller und gegensätzlicher Geschichte in Inhalt und Gestalt pointiert, doch hinreichend aussagefähig darzustellen, war allein schon eine große Herausforderung. Dazu durfte es kaum etwas kosten.
In Gesprächen mit den Fachbereichen Design und Architektur an der Peter-Behrens-School of Architecture der Fachhochschule Düsseldorf war daher die Idee geboren, Studierende mit der Suche nach einer Ausstellungskonzeption zu betrauen. Den dort lehrenden Professoren Stefan Korschildgen, Philipp Teufel und Uwe J. Reinhardt sowie dem Lehrbeauftragten Udo Hasenbein kam ein solcher Auftrag höchst gelegen, da beide Fachbereiche beim Aufbau eines gemeinsamen Institutes zur Erforschung des Ausstellungsdesigns und in Planung eines gemeinsamen Masters „Exhibition Design“ waren. Aus einem gemeinsamen Kurs von Designer und Architekten/Innenarchitekten wurden einzelne studentische Teams gebildet. Sie sollten - über den Inhaltsstoff von den ebenso in der Arbeit steckenden Historikern und von der Polizei wohl informiert - ihre Konzeptionen entwerfen. Dabei waren drängende Fragen zu beantworten: wie lässt sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts ein solcher, tendenziell sachlich-trockener Stoff zeitgemäß und doch interessant an den Betrachter bringen, wie kann es gelingen, diesen Inhalt auch jungen Menschen attraktiv zu vermitteln, wie findet sich eine angemessene Präsentationssprache. Es galt, aus der wissenschaftlichen Ausstellungskonzeption heraus aussagekräftige Gestaltungs-Leitbilder zu entwickeln und diese dann architektonisch und grafisch realisierbar umzusetzen. Die sieben studentischen Teams entwickelten sehr eigene, ganz unterschiedliche und insgesamt wohl durchkomponierte Entwürfe mit je eigener Dramaturgie und szenografischen Eingriffen in den vorhandenen Raum. Von ihnen erschienen mehrere am vorgegebenen Ort umsetzbar. Von einer professionellen Jury, bestehend aus Fachleuten der Fachbereiche Design und Architektur/Innenarchitektur, Historikern und Polizeipräsident, wurden die Arbeiten bewertet und die besten mit kleinen Preisen prämiert. Der Entwurf von Stefanie Anten, Nina Krass und Caroline Rissel mit dem Titel „Transparenz und Schatten“ hatte allen am besten gefallen; er sollte umgesetzt werden. Sein Titel war Inhalt und Struktur zugleich für die - auf programmatische Kürze gebrachte - Geschichte der Düsseldorfer Polizei in dieser Zeit. Er „spiegelt die inhaltliche Arbeit und das Prinzip der Spurensuche der Historiker und überträgt dies auf die didaktische Erschließung der Ausstellungsinhalte durch die Besucher selbst. Aufarbeitung und Geschichte stehen sich gegenüber wie Transparenz und Schatten. Geschichte aufzuarbeiten bedeutet, Transparenz zu schaffen und gleichzeitig undurchsichtige Schatten auszumachen“1.
Die auf Dauer angelegte Ausstellung erstreckt sich über zwei Ebenen des Polizeipräsidiums. Im Foyer wird der Besucher didaktisch und inhaltlich auf das, was kommt, aufmerksam gemacht und eingestimmt, bevor er weiter in das Souterrain, in den Hauptbereich, geführt wird. Zentraler Punkt der Ausstellung ist dort der oktogonale Grundsteinraum, an dessen Seiten fünf überdimensionale Porträts Düsseldorfer Polizisten in Art eines zeitüberspannenden, (kollektiv)biografischen Ansatzes gezeigt werden. Im Umgang um diesen Grundsteinraum erfährt der Besucher einen knapp und exemplarisch gefassten Überblick zur Düsseldorfer Polizeigeschichte zwischen 1919 und 1949, also zu dem Umbruch nach dem ersten verlorenen Weltkrieg, der mühsamen Stabilisierung, dem Aufbau und Ausbau der Polizei in der Zeit der (Weimarer) Republik, ihrer Indienstnahme für die nationalsozialistischen Pläne von Unterdrückung, Terror, Verbrechen, Eroberung und Vernichtung und dem nach 1945 folgenden Wiederaufbau. In drei in den Raum hineinragenden Modulen wird jeweils ein übergeordnetes Themenfeld der Polizeigeschichte, wie Radikalisierung, Kriegsverbrechen und Entnazifizierung, behandelt. Auch sie zeigen die besondere didaktische Umsetzung des Ausstellungsthemas. Die wandhohen, mehrteiligen und von unten mit Halogenröhren illuminierten Glasmodule tragen vorn einen aus transluzenter Folie gestanzten Text. Durch die klaren Buchstaben hindurch wird der Blick auf das dahinter liegende Foto gelenkt. Die dritte Ebene trägt wiederum Text. Ebenso wie der Historiker wird auch der Besucher gezwungen, genauer hinzuschauen. Eine diese Scheiben keilartig durchstoßende kleine Glasvitrine birgt ein symbolisches Exponat. Objekt, Foto und Text stehen so zueinander in Bezug, ganz besonders Foto und Objekt; denn es ist genau dort, wo es auch das Foto zeigt.
Mit dieser Ausstellung „Transparenz und Schatten“ ist in Inhalt, Struktur, Didaktik und Präsentation ein bemerkens- und sehenswertes Gemeinschaftsprojekt des Düsseldorfer Polizeipräsidiums, des Vereins Geschichte am Jürgensplatz e.V. und der Fachhochschule Düsseldorf mit dem Fachbereich Design und der Peter-Behrens-School of Architecture gelungen. Am 16.4.2006 ist sie von Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen Dr. Ingo Wolf und Polizeipräsident Herbert Schenkelberg in einem kleinen Festakt eröffnet und in Dienst gestellt worden.
Zu der Ausstellung ist ein kleiner Katalog, verlegt im Droste Verlag, erschienen (s. unter Veröffentlichungen)
Den gegenwärtigen, umfangreichen Neubau- und Sanierungsarbeiten am Düsseldorfer Polizeipräsidium musste die Dauerausstellung "Transparenz und Schatten" für die Dauer der Arbeiten leider weichen und eingelagert werden.
Doch Aufbau und Inhalte der Ausstellung wurden von Fachleuten in der Einsatzhundertschaft der Düsseldorfer Polizei in einem "virtuellen Rundgang" und auf Video dokumentiert. Ihnen und der Behörde danken wir herzlich für diese tat- und bildkräftige Unterstützung!
Die Ergebnisse können Sie sich auf dieser Seite anschauen.
Der virtuelle Rundgang durch die Dauerausstellung
Das Video zur Dauerausstellung
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1 so Stefan Korschildgen, Philipp Teufel, Uwe J. Reinhardt, in „Transparenz und Schatten“, Ausstellungskatalog, Einführung, S. 3 ff. (s. unter Veröffentlichungen)