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Bereits am 3. März 1945 besetzten Soldaten des 330. Infanterieregiments der amerikanischen Armee ohne größere Gegenwehr die linksrheinischen Düsseldorfer Stadtteile. Die ‚Verteidiger' dieser Stadtteile, etwa 300 Soldaten der 338. Infanteriedivision, verstärkt durch Schutzpolizeibeamte und Volkssturmmänner, flohen vor den anrückenden gegnerischen Truppen über die Skagerrakbrücke auf das rechtsrheinische Stadtgebiet. Anschließend wurde auch die letzte Verbindung über den Rhein, die Skagerrakbrücke (heute Oberkasseler Brücke), durch deutsche Soldaten gesprengt.

Durch den Gauleiter von Düsseldorf, Friedrich Karl Florian (gleichzeitig auch Reichsverteidigungskommissar) war der Befehl herausgegeben worden, beim Einrücken der amerikanischen Truppen alle Versorgungsbetriebe sowie Gas- und Wasserleitungen, Telefon- und Stromkabel zu zerstören. Wichtige Verkehrseinrichtungen, wie Eisenbahn- und Straßenbrücken, sollten gesprengt werden. Die Bevölkerung sollte das Düsseldorfer Stadtgebiet räumen. Den Alliierten sollte lediglich ‚verbrannte Erde' hinterlassen werden.

Angesichts dieser Befehle und der Tatsache, dass Düsseldorf nun unmittelbar Frontstadt geworden war, entschloss sich die Wiedenhofen-Gruppe am 15. Februar 1945, über die bisherigen Gespräche hinaus, aktiv zu werden. Josef Lauxtermann erklärte später, dass er von Dr. August Wiedenhofen und Ernst Klein aufgefordert worden war, sich bei einer Bedrohung Düsseldorfs aktiv am Schutz der Stadt zu beteiligen. Diesem Ansinnen habe er dann auch zugestimmt.

Innerhalb der Gruppe hatte man erkannt, dass man die Hilfe einer bewaffneten Organisation benötigen würde, um ein derartiges Vorgehen in die Tat umsetzen zu können. Man traute weder der NSDAP, noch der Wehrmacht oder dem Volkssturm, da diese Organisationen für ihre Regimetreue bekannt waren. Die Schutzpolizei schien die einzige Möglichkeit zu sein, den Plan zu verwirklichen. Josef Knab war mit einem Polizeibeamten bekannt, der im Vorzimmer des Kommandeurs der Schutzpolizei, Oberstleutnant Franz Jürgens , saß. Von diesem Beamten hatte er erfahren, dass sich Jürgens vehement gegen die Zerstörungsbefehle Florians ausgesprochen hatte. Dr. Wiedenhofen erkundigte sich nun seinerseits bei Gewährsmännern im Polizeipräsidium über die Zuverlässigkeit von Franz Jürgens. Diese Gewährsmänner waren laut Wiedenhofen der stellvertretende Polizeipräsident Dr. Dr. Otto Goetsch und der Polizei-Inspektor Aumann.

Franz Jürgens war seit dem Jahre 1920 im Polizeidienst beschäftigt. Zuvor war er im Ersten Weltkrieg Soldat gewesen. 1932 wurde Jürgens zum Hauptmann, 1937 zum Major und 1943 planmäßig zum Oberstleutnant befördert. Am 27. Oktober 1944 wurde Jürgens von Darmstadt nach Düsseldorf abgeordnet. Hier wurde er zunächst stellvertretender Kommandeur der Schut zpolizei. Gleichzeitig mit seiner endgültigen Versetzung nach Düsseldorf zum 1. Januar 1945 wurde Jürgens dann mit der Führung der Schutzpolizei beauftragt. Obwohl Franz Jürgens bereits im Jahre 1933 in die NSDAP eingetreten war, galt er nicht als strammer Parteigänger.

Anfang April 1945 sollte Jürgens dann auf Anordnung des Polizeipräsidenten Korreng das Kommando über die ‚Kampfgruppe Mitte' übernehmen. Die ‚Kampfgruppe' bestand aus Polizeibeamten und Volkssturmmännern. Diese Männer sollten die Aufgabe übernehmen, Düsseldorfvor den heranrückenden alliierten Truppen verteidigen. Die Übernahme dieses Kommandos lehnte Jürgens jedoch vehement ab.