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Wenige Minuten, nachdem er das Haus verlassen hatte, kamen 2 Schutzpolizei Beamte die mich und andere Hausbewohner fragten, ob wir wüssten, wo Dr. Goetsch sei. Wir verneinten dies und fragten, was er wolle. Sie entgegneten, er müsse zum Parkhotel kommen, wo ein Standgericht tage. Als sie gegangen waren, unterhielt ich mich mit anderen Mitbewohnern des Hauses über die Sache und insbesondere darüber, dass 2 Beamte gekommen waren, dass es sich also offenbar nicht um einen Botengang, den 1 Beamter hätte erledigen können, gehandelt habe, sondern wirklich, wie Dr. Goetsch angegeben hatte, um seine Verhaftung. Die Polizeibeamten blieben in der Nähe des unseren Hauses gegenüber liegenden Opernhauses bis gegen Einbruch der Dunkelheit stehen und beobachteten ständig unseren Hauseingang. "

Ein weiterer Zeuge, nämlich Hugo Pootmann, gibt in seiner eidesstattlichen Versicherung für die Berufungskammer des Entnazifizierungsausschusses Düsseldorf folgendes an: "Am 16.4.45 kam Dr. Goetsch des Nachmittags in meine Wohnung und berichtete mir atemlos über die Vorgänge, die sich im Pol.Präsidium abgespielt hatten, und daß er vom Standgericht gesucht würde. Ich bot ihm an, sich bei mir zu verbergen. Dr. Goetsch entgegnete mir, daß er deshalb an sich zu mir gekommen sei, daß aber ein Kriminalbeamter (Krim.Komm. Dr. Harnischfeger) ihn auf dem Wege in Richtung meines Hauses gesehen habe, daß Dr. Harnischfeger sehr vertraut mit Korreng sei, und daß er deshalb fürchte, dieser würde ihn verraten. Dr. Goetsch ging deshalb bei Einbruch derDunkelheit aus meiner Wohnung, um, wie er mir sagte, sich bei einem Freund in der Altstadt zuverbergen."Bei diesem Freund, Karl Müller, kam Dr. Goetsch am späten Abend des 16.04.1945 an. Karl Müller berichtet in seiner späteren eidesstattlichen Erklärung: "Am 16.4.45 kam Dr. Goetsch am späten Abend zu mir und erzählte mir kurz die Vorgänge betreffend Verhaftung Korreng's und nachher Jürgens, von der ich schon etwas gehört hatte. Er erklärte mir, er werde vom Standgericht, das die 5 anderen Beteiligten inzwischen bereits zum Tode verurteilt hatte, gesucht. Ich hielt ihn bis zum Einrücken der Amerikaner in meiner Wohnung versteckt. Am 18.4.45 begab er sich zum Präsidium und stellte sich den Amerikanern zur Verfügung."

Polizeipräsident Korreng, augenscheinlich wieder Herr der Lage, ließ sich zwischenzeitlich ständig über den Stand der Fahndungsmaßnahmen nach Dr. Dr. Goetsch berichten. Kriminalkommissar Müller bekam von Korreng den Auftrag, "den Stand der Fahndungsmaßnahmen nach Dr. Goetsch festzustellen."Der Verwaltungsamtmann Anton Kollender aus dem Polizeipräsidium Düsseldorf machte sich Sorgen um das Schicksal seines Vorgesetzen Dr. Dr. Goetsch. Er erkundigte sich darüber bei einem Kriminalbeamten der ihm mitteilte, "daß der Kriminalkommissar Harnischmacher (vermutlich Dr. Harnischfeger, d. Verf.) mit drei anderen Kollegen den Auftrag habe, Goetsch zu suchen, um ihn zu erschießen."

Weiterer Werdegang des Dr. Dr. Otto Goetsch

Der öffentliche Ankläger plädierte in der Sitzung der Berufungskammer des Entnazifizierungsausschusses des Stadtkreises Düsseldorf am 3.12.1947 nach Anhörung der geladenen Zeugen dafür, Dr. Goetsch in die Kategorie V (Entlastete) einzustufen. Die Kammer schloss sich diesem Antrag an und begründete das Ergebnis wie folgt: "Beschlossen und verkündet. Die Kammer hat beschlossen, der Beschwerde (von Dr. Dr. Goetsch gegen seine Einstufung in die Kategorie IV, der Verf.) stattzugeben und den Beschwerdeführer in die Kategorie V einzustufen. Gründe: Es konnte auch festgestellt werden, dass der Beschwerdeführer am 15. und 16. April 1945 in äußerst aktiver Weise gegen das Nazitum gearbeitet hat und dass es deswegen auch dem sofortigen Erschießen auf Befehl des Polizeipräsidenten Korreng ausgesetzt war. Die glaubhaften Angaben des Zeugen Wiedenhofen bestätigen das Vorstehende in jeder Beziehung, desgleichen die Zeugenaussage des Zeugen Kollender bezüglich der Bedrohung.